Silvester: Als letztes Land ins neue Jahr

Silvester in Honolulu war toll! Zum einen gab es am Abend den genialsten Sonnenuntergang (nochmal schöner als am Vortag). Zum anderen hatte ich Glück und mein Hostel organisierte ne kostenlose Party inklusive kleinem Buffet, auf der ich neben meinem Zimmergenossen direkt ein Grüppchen netter Leute (Kanadier, Franzosen, eine Schweizerin und ein Inder) kennenlernte, mit der ich einen geselligen Abend verbrachte. Um Mitternacht gab es ein grandioses Feuerwerk am Strand –  was will man mehr? Komisch war nur, dass ihr schon mittags, als ich gerade vom Einkaufen kam, Neujahr hattet!! 😉

Appropos einkaufen: Hab keinen Ausweis mitgehabt und keinen Alk bekommen!!! Dabei bin ich extra mit dem Bus in die Stadt gegurkt, weil der Strand-Touri-Laden teuer ist. Mir ist schon klar, dass die ihre Vorschriften haben (wer aussieht wie u40 muss Ausweis zeigen) und dass ich jünger aussehe, aber dass ich mit 35 keinen Alkohol kriege, finde ich schon krass!

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Sprung über Datumsgrenze

Darauf habe ich mich schon länger gefreut: Hawaii!!! Heute war es endlich soweit. Ich hab die Südhalbkugel wieder verlassen und bin mit dem aber-sowas-von-Billigflieger „Jetstar“ nach Honululu geflogen. Kurios: Wie bei Jule Vernes „In 80 Tagen um die Welt“ habe ich dabei einen vollen Tag geschenkt bekommen. Wobei, eigentlich hab ich den Tag eher angespart, denn ich hab ja bei all meinen Stationen immer wieder ein paar Stunden verloren. Den 30. Dezember erlebe ich dieses Jahr also zweimal: Am (ersten) 30.12. bin ich in Sydney mit der Fähre rüber nach Manly gefahren und hab abends für meinen Flug eingecheckt. Am Morgen des (zweiten) 30.12. bin ich dann heute in Honululu angekommen… 😄

War ziemlich gerädert; war mein erster Langstreckenflug mit einem Billigflieger. Jetstar spart wirklich an allem: Bezahlen soll man Sitzplatzauswahl, Essen, Entertainment, sogar Getränke wie Wasser! Habe ich mir alles nicht gekauft.

Das Problem mit Hawaii ist vielleicht, dass man zu hohe (Klischee-) Erwartungen hat: Begrüßung mit Blumenkranz, Sonne, Palmen, „Somewhere over the rainbow“, Paradies. Nun, Palmen gab’s ein paar. Ansonsten war meine Ankunft eher so: lange Schlange an US-Zollschalter (zum Glück hatte ich mit Esta und co alle bekloppten Einreiseformalitäten richtig gemacht), grauer Himmel, Busfahrt durch ne triste Industriegegend, Hochhäuser, heftiger Regenschauer!

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Bei der Ankunft im Hostel war ich dann so übermüdet, dass ich bestimmt fünf Minuten in der benachbarten Imbissbude Schlange stand und mich gewundert hab, dass die vermeintliche „Rezeption“ so voll ist und die das Frühstück direkt hinterm Tresen zubereiten! 😅

Musste noch einige Stunden warten, bis ich einchecken konnte. Dann konnte ich endlich schlafen! Ich verpasste nichts; draußen prasselte der Regen und es stürmte heftig. Als ich wieder wach war (richtig schlafen war aber leider wegen Lärm und ständigen Störungen nicht möglich gewesen) sah die Welt schon ganz anders aus. Mein Hostel ist toll und liegt 50 Meter vom Waikiki-Strand entfernt. Ein Lebensmittelladen ist um die Ecke und die Preise sind hier bezahlbar! Bin inzwischen ja schon fast geschockt, wenn ich n stilles Wasser für unter drei Dollar sehe… 😉 Aber das Allerbeste: Der Sonnenuntergang am Strand hat dann meine Hawaiiklischées voll erfüllt: 😃

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Sonnenuntergang in Honolulu, Waiki-Beach

Baywatch-Strand der Aussies

Heute war ich am legendären „Bondi Beach“; is sowas wie der „Baywatch-Strand“ der Australier; viele hübsche Kerle 😉 (heiße Mädels natürlich auch). Da Sommerferien sind und es sonnig war, war es ziemlich voll. Bin einmal den Stand entlang und wieder zurück geschwommen. Als ich am anderen Ende ankam, wurde es ziemlich duster am Himmel. Die Surfer, die bis dahin nur im Wasser rumdümpelten, freuten sich: endlich ein paar größere Wellen! Ohne die Sonne war es kühl, und so schwamm ich zügig zurück. Als ich aus dem Wasser kam, blitzte und donnerte es! Zwar was weiter weg, aber ich fand das trotzdem krass, wie viele Leute einfach im Wasser blieben.

TV-Serie des Tages: Baywatch

Dieses Foto habe ich extra für Simone und Nadine (und mich natürlich ;-)) gemacht: 😄

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Schwimmertreffen

imageUm 4 Uhr morgens kam ich gestern in Sydney an (Ortszeit 7 Uhr). Entsprechend müde und gerädert geisterte ich dann auch auf der Suche nach meinem etwas abgelegenen Hostel durch die Stadt. Bin dran vorbeigelatscht, in eine unheimliche Gegend in der überall stinkige Mülltonnen, Schaben und Obdachlose, die auf der Straße schliefen, waren. Das Hostelzimmer (4-Bett-Zimmer, nehme ich meistens) war mal wieder ziemlich chaotisch – 50 $ (ca 35 Euro) zahlt man dafür in Sydney. Hab dann mit Ohrstöpseln und Augenmaske erst mal ne Runde geschlafen. Nicht allzulang allerdings, denn am Nachmittag war ich mit Niki und Maia aus Sydney zu einem Picknick am Stand (Bronte Beach) verabredet. Die beiden kenne ich aus meinem letzten Schwimmurlaub in Montenegro.

Es war schön, sie wiederzutreffen. Die sind so unfassbar sportlich, da kommt man sich vor wie ne Schlabbergurke. Die nehmen beide im August an der Half-Ironman WM in Österreich teil. Und der Bruder von Niki erzählte, dass er morgen 300 Kilometer Rad fahren will, in zehn Stunden! Ich hatte noch nix gegessen und hab mir, da es beim Picknick nur Bier gab, Fish ’n Chips (Backfisch mit Pommes) geholt. Da wurde ich von denen etwas komisch angeguckt! 😉 Natürlich sind wir auch noch schwimmen gegangen, war aber eher Planschen. Ich hab dann noch den Meerwasserpool getestet. Der liegt am Strand direkt neben den Felsen, auf denen die Wellen aufschlagen – spektakulär, wenn auch nicht ideal zum schwimmen.

Am Abend bin ich dann noch beim Opernhaus vorbeigeschlendert. Das war sehr schön: Die Harbourbridge und die Boote waren toll beleuchtet, dazu Musik aus einem Café… das hätte ich gern mit jemandem geteilt. Hab Fotos gemacht, so kann ich’s mit euch teilen.

Pinne in der Landschaft

Heute nehme ich euch mit. Hab einen Tagesausflug zum Nationalpark „Pinnacles“ gebucht (wäre lieber selbst gefahren, aber die Automiete ist mit 120$, also ca 80-90 Euro plus Versicherung plus Benzin derzeit einfach viel zu teuer). Gerade haben wir den ersten Stopp hinter uns gebracht: ein „Wildlife-Center“. Mit wilden Tieren hat das natürlich nix zu tun: „Cagelife-Center“/Leben im Käfig wäre passender. Leider gibt es keine einzige Tour ohne diesen Programmpunkt. Wer mich kennt, weiß, dass ich Zoos und Zirkusse (Zirki?) nicht mag. Versteht mich nicht falsch: Ich mag Tiere und war ganz aus’m Häuschen, als ich vor vier Jahren das erste Mal Kängurus im „bush“ (in der Wildnis) vor mir weghüpfen gesehen hab. Auch nach Koalas habe ich Ausschau gehalten, die hatten sich damals in den hohen Bäumen versteckt. Aber im Zoo is das für mich öde, das hat nichts Natürliches an sich.

Wir sollten also zuerst Kängurus füttern. Die waren klein und handzahm, kamen an und wollten Futter; wie ein Hund. War ja süß, aber eben auch so unnatürlich. Als nächstes: Fototermin mit einem Wombat, den ein Tierpfleger auf dem Schoß hatte. Und dann noch der Koalakäfig. Etwa 3 Meter hohe Decke, dementsprechend alle schlafenden Tiere schön in Foto-Nähe. Einmal den Hauskoala streicheln, bitte schlafen lassen, Foto, die anderen Koalas bitte nicht streicheln. Am Ende waren drei Koalas wach. Ja, klar, die waren wirklich süß, aber… ihr wisst schon.

Jetzt geht’s mit dem engen Kleinbus zu den Pinnacles. Zweieinhalb Stunden auf n’em so engen Sitz, dass ich krum sitzen muss, wenn ich nicht mit dem haarigen Arm des Ukrainers neben mir kuscheln will. Dazu übelste, plärrige Techno-Rap Musik, vermutlich, um das ungewohnt laute Morordröhnen zu übertünchen. Tut mir leid, wenn ich gerade einen Enthusiasmus à la Bill Murray ab den Tag lege. Können als Film des Tages ja „Und täglich grüßt das Murmeltier“/“Groundhog-Day“ wählen. Der Wombat sah eh so ähnlich aus wie ein Groundhog…

(Anmerkung: War dann leider zu kaputt, um weiterzuschreiben, daher hier als Nachtrag der Rest:) Dann waren wir bei den Pinnacles, deretwegen ich die Tour gebucht hatte. Eine unwirkliche Landschaft: gelb-oranger Sand, aus dem komische Felsspitzen ragen, und dazu eine Mörderhitze! In der prallen Mittagssonne ging es in die Wüste. Zum Glück lieh mir der Ukrainer mit dem haarigen Arm seinen Ersatzhut, sonst hätte ich wahrscheinlich ’n Sonnenstich bekommen. Die Pinne sind wirklich sehenswert, siehe Fotos.

Das anschließende BBQ (Grillen) hatte zwar den Namen nicht verdient (es gab Hot Dogs), aber dafür fand es nahe einem traumhaft schönen Strand statt! Bin dort natürlich direkt schwimmen gegangen, war herrlich! Wäre gern weiter raus geschwommen, aber hier weiß man nie, welche Haie/Quallen usw im Wasser sind, daher hab ich das gelassen.

Zum Abschluss gab’s dann nochmal Action: Sandboarding. Ist im Prinzip wie Rodeln, nur auf Sand statt Schnee. Das Brett dafür ist eine Art Skateboard ohne Räder. Die Dünenlandschaft, wo das stattfand, ist eindrucksvoll. Hatte schon auf dem Hinweg diesen komischen langen weißen Streifen gesehen und mich gefragt, was das ist: Schnee schied aus, Gewächshaus? Niedrige Wolken? Hab dann die Brille aufgesetzt und dann war’s klar… 😉

Das Sandboarding war lustig: ein anstrengender Aufstieg bei brütender Hitze (hatte immer Angst, mich zu verbrutzeln, da ich mir in Scarborough eh schon einen leichten Sonnenbrand am Arm geholt hatte), dann ein flotter, in meinem Fall ziemlich sandiger Ritt (sitzend) auf dem Brett nach unten.

Die Rückfahrt, voller Sand im engen, heißen, lauten Minibus empfand ich als Tortur. Der Ukrainer bot mir an, in seinem Hostel duschen zu können, was ich dankbar annahm, da ich kein Hostel hatte – für mich ging’s in der Nacht ja noch nach Sydney…

Selfie mit Känguru

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die pinnacles

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1) „Selfie“ mit zahmem Känguru
2) Süßer Koala im sog. Wildlife-Center
3) Fotosession mit Wombat
4) die Pinnacles
5) weiße Düne in Lancelin
6) Sandboarding

Einsame Weihnachtstage

War etwas schreibfaul die letzten Tage. Zum einen ist außer, dass ich ’ne Winetastig-Tour gemacht hab, auch nicht viel passiert. Zum anderen hatte ich sowas wie ’n Christmas-Blues. Wäre natürlich lieber zuhause gewesen statt allein im Hotel. Bin hoch nach Scarborough gefahren und hab die Weihnachtstage am Meer verbracht. Dachte mir, wenn schon allein, dann wenigstens so.

War auch – abgesehen davon, dass eigentlich Weihnachten war – echt schön: toller Stand, perfektes Wetter, nettes Hotel. Interessant war, die verschiedenen Stimmungen des Meers mitzubekommen. Am Tag meiner Ankunft war es so stürmisch, dass man kaum schwimmen konnte. Hab versucht, gegen die heftige Strömung, die parallel zum Strand verlief, zu schwimmen, und bin trotzdem immer weiter abgedriftet. Zwei Tage später, am „Boxing Day“ (2. Weihnachtstag), war der Indische Ozean dann so ruhig, dass ich mal ein Surfboard ausgeliehen hab. Zuvor hab ich mich köstlich amüsiert über einen Anfänger-Surfkurs – obwohl ich’s ja selbst nicht besser kann. Aber es war einfach zu herrlich: Ewig standen die wie bestellt und nicht abgeholt im Wasser, und wenn dann endlich mal ’ne Welle kam, hat sie alle umgespült! 🙂

Bei mir sah das dann vermutlich genauso aus. War etwas langweilig, nur alle 5-10 Minuten mal ne größere Welle. Bin jedenfalls froh, dass ich den Kurs in Margaret River machen konnte; wir hatten so viele Wellen, dass ich zwischen zweien oft nicht schnell genug auf’s Brett kam und waren nur drei Männekes statt wie hier ne ganze Fußballmannschaft.

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In Scarborough nicht ungewöhnlich: Fahrgast mit Surfbrett:

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Surfin‘ WA

Hab euch ja noch gar nicht erzählt, wie mein Surfkurs weiterging. Auch am zweiten Tag war super Wetter (Sonne, Wind). Bevor es ins Wasser ging, erklärte unser Surflehrer Rich (eigentlich Richard, aber hier wird alles abgekürzt) uns die Strömungsverläufe. Er schien etwas besorgt, weil die Strömung hier heftig ist (sie ist so dermaßen heftig, dass ich allein da niemals schwimmen gegangen wäre, obwohl ich schon in ziemlich krassen Gewässern schwimmen gehe). Ich sagte ihm, dass ich Rettungsschwimmerin bin, darauf er begeistert: „Yeah, this is such a great beach for life guards! There’s always people that would ignore the sign. We let them jump in and bet how long they make it until we have to pull ‚em out!“ (= Das ist so ein toller Strand für Rettungsschwimmer! Wir wetten immer, wie lange es dauert, bis wir jemanden rausziehen müssen, der das Verbotsschild ignoriert hat…).

Dann ging’s ins Wasser. Es gelang mir etwa jedes zweite Mal aufzustehen und zum Teil bis zum Strand zu surfen und ich war unheimlich stolz, dass mir das gelang! Rich war allerdings weniger begeistert. Mein Gewicht habe ich zu weit nach hinten verlagert, das bremst, und statt schön rechts rum ne Kurve zu fahren und cool den Strand langzucruisen bin ich mit meinem Anfängerbrett – wenn ich nicht vorher von ner Welle verschluckt oder vom Board gefallen bin – einfach stur geradeaus bis auf den Sand drauf gefahren. Dabei brauchte ich doch „nur“ die Hände nach rechts drehen! Was der nicht verstand: Ich war heilfroh, überhaupt drauf stehen zu bleiben! War – selbst, wenn man den eintägigen Kurs in Byron Bay vor mittlerweile sechs Jahren mitrechnet – ja gerade mal mein dritter Surftag. Also ich hatte jedenfalls Spaß, und die anderen beiden offensichtlich auch, das waren: Eine 16-jährige Austalierin und die 37-jährige Kristin, eine nette Archäologin aus Deutschland, mit der ich mich auf Anhieb gut verstand und im Anschluss noch am Stand in die Sonne legte. Nach diesem zweiten Tag des Kurses waren wir sogar gar nicht so kaputt wie am ersten Tag und die zwei Stunden hatten sich wie eine angefühlt.

Tag 3 war dann komplett anders: Keine Sonne, und ein starker Wind sorgte für riesige und chaotische Wellen. Nur drei andere Surfer (statt sonst so 20) waren im Wasser. Schon die Surfbretter über den Strand zu schleppen war fast unmöglich: Die Bretter flogen fast weg oder uns um die Ohren, Sand fegte wie kleine Nadelstiche ins Gesicht.

Normalerweise hätte ich mich wohl gewundert, dass die den Kurs nicht absagen, aber ich habe inzwischen mit genug Australiern gesprochen um zu wissen, dass die hier vor gar nix Angst haben. Rich, der mich im Hostel abgeholt hat, erzählte mir zum Beispiel begeistert, dass eine Freundin vor ein paar Tagen an einem einsamen Stand surfen war und „a big white“ (Shark!!) gesehen hat. Ich: „Oh gott, ist sie schnell aus dem Wasser gekommen?“ Er: „Ja, sie ist sofort aus dem Wasser und hat mir erzählt, dass sie das schon immer mal erleben wollte! Und dann ist sie wieder rein und weitergesurft.“ Da musste ich dann doch mal fragen: Gibt es an unserem Strand auch Haie? „Nein“, sagte Rich beschwichtigend, „da gibt es nur kleine, nicht länger als zwei Meter. Die tun nichts.“ Das hörte sich für mich an wie wenn der Dobermann-Besitzer versichert: „Der will nur spielen!“ Wenigsten fügte Rich hinzu, dass die in den seichten Bereich mit den weißen Wellen, wo wir Anfänger surfen, eh nicht kommen.

Jedenfalls fand der Kurs also natürlich statt, Surflehrerin war wie am ersten Kurstag die 21-jährige, fröhliche Krissie. Die fand immer alles super und gab so wenig Hilfestellung, dass man sich zum Teil vorkam, als sei man allein im Wasser. Die Wellen waren diesmal gigantisch und wurden im Verlauf des zweistündigen Kurses immer größer, der Himmel immer dunkler. Es war alles in allem sehr frustrierend: Wir sollten nur ganz am Anfang des Strands surfen (weiter kam man eh meist nicht, da einen alle paar Minuten eine Mörderwelle zurück an den Stand spülte). Dadurch hatte man (zumindest, wenn man wie ich keine Kurven fahren kann) nur eine ganz kurze Strecke und so auch kaum Zeit, aufzustehen. Ich war meist zu lahm oder rutschte ab, wenn ich veruchte, schnell draufzuspringen. Auf diese Weise war ich bald wieder ziemlich erschöpft. Kirstin, die besser war, weil sie schon diverse Kurse absolviert hat, war auch nicht mehr motiviert, weil sie einmal das Brett vor den Kopf bekommen hat. Ich hab nur zweimal ne Welle voll ins Gesicht bekommen, auch das fühlt sich schon an wie ne Wand. Außerdem wählte ich ohne die Hilfe der Surflehrerin (Krissie kümmerte sich hauptsächlich um einen armen Inder, der heute seinen ersten Tag hatte und ließ Kristin und mich einfach rumsurfen) manchmal echt schlechte Wellen aus, und wurde einmal komplett von einer zweiten Welle dahinter überrollt. Nach den zwei Stunden waren wir so abgekämpft, dass wir den ursprünglichen Plan, uns noch Boards zu leihen und auf eigene Faust weiterzusurfen, verwarfen und statt dessen einen Kaffee trinken gingen…

1) Surfkurs, 3. Tag: davor…
2) … und danach.

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In der Hostel-WG

Man gewöhnt sich ja bekanntlich an alles. Sogar an abgehalfterte Hostelbewohner. Was ich bei meiner Ankunft nicht vermutet hätte, ist, dass ich sie sogar ein bisschen liebgewonnnen hab. Was mir hier gut gefallen hat, ist dass jeder einfach so akzeptiert wird, wie er ist. Selbst ich wurde herzlich in ihrer Runde aus Dauerhostelbewohnern aufgenommen, obwohl ich hier gleich mehrfach mit komischen Verhaltensweisen aufgefallen bin: Ich hab ein Buch gelesen! Und noch merkwürdiger: Ich schlafe nachts! Wenigstens passt sich meine Sprache immer schnell dem Umfeld an, und so ist nur einmal aufgefallen, dass ich ja selten fluche, god fuckin‘ damm’it! Und dann, obwohl ich mich doch so gut sozialisiert hab, bin ich gerade beim Auschecken doch wieder aufgefallen: Ich wurde verständnislos gefragt, was das soll, als ich wie von drei verschiedenen Schildern gefordert das Bettlaken abgezogen hab.

Fünf Nächte war ich nun in diesem kleinen Hostel, und in dieser Zeit lernt man die Leute dort ganz gut kennen, denn sie teilen ihre Probleme und Sorgen mit allen und es ist, als würde man in einer WG leben. Nachdem sie jeden Abend enttäuscht waren, dass ich schon wieder nicht mit Feiern komme, bin ich am Samstagabend mal mitgegangen; Live-Musik im Pub klang ja gar nicht schlecht, und das Pub war um die Ecke, so dass man sich zur Not auch problemlos hätte absetzen können. Es war ganz lustig; ich meine, Margaret River ist eine Kleinstadt und gemessen daran war viel los. Die Live-Musik war Rap, ziemlich originell (er baute spontan Dinge, die die Leute hochhalten mit ein) und mal was anderes – bin noch nie bei einer Rap-Veranstaltung gewesen. Fast das ganze Hostel war dort, und so kannte ich direkt ganz viele. Nach drei Stunden gingen alle zu einer „Houseparty“ bei einem Deutschen zuhause. Diese Parties sind immer „shit“ meinte John, ein Farmarbeiter aus Glasgow (Schottland) aus meinem Sechsbettzimmer. Und Scott, ein Minenarbeiter hier aus der Gegend, erzählten mir, dass dort immer ungeheure Mengen MDMA konsumiert würden. (Oder das, was die für MDMA halten; eine Toxikologin, die ich auch hier in Margaret River kennen gelernt hab, meinte, das sei zu 90 Prozen Ecstasy würde aber meist als völlig neue Droge oder irgendwas anderes verkauft.) Nun, jedenfalls ersparte ich mir diese „shit“-Party und ging mit John zurück, was dann wohl auch gut war, denn die Party schien so dermaßen „fuckin‘ shit“ gewesen zu sein, dass nach nichtmal ner Stunde fast alle wieder zurück im Hostel waren. So, jetzt habe ich so viel geflucht, das ganze Inne Town Backpackers wäre stolz auf mich! 😉

Wunderliche Hostelbewohner

Die Aussies an der Westküste sind irgendwie anders. Vielleicht liegt das auch an den Hostels, die hier hauptsächlich von Gelegenheitsjobbern (die ein Jahr „work and travel“ machen) frequentiert werden? Jedenfalls hab ich hier so viele verschrobene Leute getroffen wie auf meiner ganzen Reise vorher nicht. Man kann (und will) gar nicht alles erzählen, was hier in den Hostels so los ist. Leider ist Australien furchtbar teuer und mein Budjet endlich, so dass ich immer wieder in so komischen Unterkünften lande.

Zuerst das Hostel in Perth: Ein Schlafsaal so dunkel wie ne Höhle, die Leute darin passend dazu Höhlenbewohner. Ein nettes 150-Kilo-Mädel, das unbedingt wollte, dass ich alles, was ich nie hätte buchen wollen, über ihren Freund buche. In Erinnerung bleibt vor allem eine 18-jährige Nymphomanin, der wirklich gar nichts heilig war und in deren Gegenwart ich mich plötzlich steinalt gefühlt hab, weil ich die ganze Zeit dachte: „Oh je, ist das bei der heutigen Jugend normal? Was, wenn ich mal so eine Tochter hätte?“

Dann bin ich vorgestern runter nach Margret River gefahren (leider mal wieder mit dem Bus, da die Automiete für drei Tage jetzt zur Hauptsaison 320$ kostet!). Dort sollen der Wein und die Surfstrände erstklassig sein. Beides wollte ich unbedingt testen. Von Perth aus eine bezahlbare Unterkunft zu buchen war extrem schwierig; war dann froh, als ich ein Hostel gefunden hatte.

Es lag ziemlich weit außerhalb. Der Hosteltyp holte mich vom Bus ab. War jetzt, sagen wir, nicht so der enthusiastische Typ – für einen Australier ist das eher ungewöhnlich, für mich aber kein Problem. Das Hostel war irgendwie komisch. Kann gar nicht genau sagen, was merkwürdig war (war nicht außergewöhnlich dreckig oder sowas), aber ich dachte: „Das wäre ein guter Ort, um einen Horrorfilm zu drehen“ – und so fühlte ich mich dort auch ein bisschen. Vermutlich waren es die Leute, die kaum miteinander und mit mir gar nicht sprachen gepaart mit der Lage weit außerhalb der Stadt an einer trostlosen Straße. Ich hatte ein Vierbettzimmer für mich allein und war darüber sehr froh, wenn es auch etwas einsam war. Eigentlich hatte ich in Sachen Surfkurs buchen auf die Hilfe des Besucherzentrums oder Hostels gehofft. Das Besucherzentrum hatte aber schon zu, als ich ankam, und der Hosteltyp, nun ja. Ich fragte ihn, ob die vom Surfkurs auch hier hin kämen, um einen abzuholen (auf dem Flyer stand „free pick ups“), er meinte, wohl eher nicht. Das war’s dann auch mit der Hilfe.

Am nächsten Morgen war ich in dem rund 50 Betten umfassenden Komplex fast ganz allein; alle anderen vermutlich bei der Arbeit. Ich versuchte nochmal, die Surfschulen zu erreichen. Die eine sagte ab (zu weit, können mich nicht abholen), die andere war nicht zu erreichen. Ich fragte nochmal den Hosteltyp, ob er ne Idee habe, der guckte mich aber nur komisch an.

Bis 11 Uhr musste ich mich entscheiden, ob ich auschecke oder eine weitere Nacht bleibe. Ich war einerseits extra vier Stunden hier runtergefahren, um einen Surfkurs zu machen, und ob es eine andere billige Unterkunft hier gab, war unklar. Andererseits war ich mir ziemlich sicher, dass ich in diesem Hostel keine weitere Nacht bleiben möchte. Mal abgesehen davon, dass ich ohne Essen dann vermutlich auch hätte hungern oder in die Stadt wandern müssen. Ich entschied mich also für’s Auschecken. Der Hosteltyp war aber plötzlich (noch vor 11 Uhr) verschwunden, hatte die Rezeption abgeschlossen und ein paar Sachen von mir, die noch da drin gestanden hatten, einfach auf die Terrasse gestellt. Außer einer japanischen Putzfrau, die kaum Englisch sprach, war keiner mehr vor Ort. Irgendwie verstand sie mein Problem und rief den Hosteltyp für mich auf dem Handy an. Er ging aber nicht dran. Ich musste mich also zu Fuß mit meinem Gepäck auf den Weg machen (hatte zuvor noch schön ne 2-Liter-Milch für mein Müsli und Mineralwasser gekauft). Mittels Handy übersetzte die hilfsbereite Putzfrau einzelne Wörter und beschrieb mir den Weg: Rundpunkt, rechts, Park, links.

Als ich nach etwa 40 Minuten in der Stadt ankam, war ich so genervt, dass ich überlegte, direkt wieder den nächsten Bus zurück nach Perth zu nehmen. Ich ging zum Besucherzentrum und erwägte nochmal verschiedene Alternativen, doch das ging alles nicht, daher rief ich die Busfirma an. Es war zu spät, ein Ticket zu buchen, aber es gab noch genug Plätze, so dass ich am Bus ein Ticket kaufen könne, erfuhr ich. Ich ging also in ein Café, etwas essen und rief über das W-Lan dort meine Mails ab: Die Surfschule hatte zurück geschrieben! Sie würden mich morgen 10.30 Uhr abholen…! Zum Glück hatte ich ja noch kein Ticket gebucht und mit Hilfe des Besucherzentrums fand sich dann doch noch eine (einzige noch freie) Unterkunft unter 100 $ die Nacht.

Dort bin ich nun seit gestern; Freakhostel Nr. 3. Die Leute gehen hier wenigstens nett auf einen zu und vor allem liegt es direkt im Zentrum. Aber sonst… Gerade sprayt sich neben mir einer gefühlt 23 Kilo Haarspray auf seine zuvor ausführlich mit Glätteisen bearbeiteten Haare, weil ein Kumpel gerade reinkam und ihm erzählt hat, dass es in einer Karaokebar Estländerinnen gebe, die einfach rumzukriegen seien. Ein Italiener ist high, nachdem er seinen gestern erst bekommen Job als „wierer“ (Draht-Zieher im Weinberg oder sowas) heute verloren hat. Der komischste Vogel ist aber ein 55-Jähriger, der aussieht wie 70 und hier im Hostel wohnt. Der hat mir heute Morgen in der Küche über eine Stunde lang konfuses Zeug erzählt. Von seinem Bruder, der 5000 $ pro Woche verdiene, über Verträge der Israelis und wie die mit dem Concord-Unglück und dem Papstbesuch zusammenhingen bis hin zu dass er den Nasdac vorhersagen könne, weil sich immer alles 55 Tage, nachdem etwas passiert ist, ändere, und und und, ohne Punkt und Komma! Ich höre mir bei solchen Leuten immer vergleichsweise lange an, was sie (für einen Mist) zu sagen haben, weil ich hoffe zu erfahren, warum die so geworden sind. Drogen? Psychische Krankheit? Eine Antwort, die zur gestellten Frage („What made you change your life?“) passt, war aber aus diesem Kerl nicht rauszukriegen („The forrest disappears, no green here, on St Patrick’s Day, 325 days after China buys US-Dollars…“). Nun, zum Glück wurde ich dann ja zum Surfkurs abgeholt…

Der war echt gut. Wir hatten Sonne, tonnenweise große Wellen und auch eine starke Strömung. ((Der Typ hat sich grad schon wieder Haarspray draufgemacht! Wann ist die Flasche leer??)). Durch die heftige Strömung war es sehr anstrengend, durch die ganzen Wellen (von hinten und von vorne, „backwash“ heißt das, hab ich heute gelernt) immer wieder mit dem Surfbrett zurück ins Meer zu kommen. Ich war dann schon nach einer guten Stunde so kaputt, dass ich, obwohl es immer wieder super Wellen gab, es gar nicht mehr schaffte, aufzustehen! Deshalb freue ich mich schon auf Morgen (hab n 3-Tage-Kurs gebucht, is aber unklar, ob der dritte Tag stattfindet), wo ich dann mit frischer Kraft hoffentlich das heute Gelernte umsetzen kann.

P.S. Unfassbar!! Der Typ hat sich gerade zum dritten Mal Haarspray draufgemacht!!!

1) Der Blödsinn erzählende Dauerhostelbewohner
2) Gehwegreiter in Margret River
3) Die Surfprofis bei der Arbeit am Rivermouth Beach, Margret River (auch „Riverdog“ genannt) – von meinen lustigen Surfversuchen gibt’s zum Glück keine Beweisfotos 😉

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